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Will you remember me?

Was machst du, wenn der beste Freund zum ärgsten Feind wird? So ging es mir, als mein Dad starb. Und der Freund, von dem ich hier rede, war Musik.

ÜBER MICH

Mama, Tabus-Brecherin, Silberstreifen-am-Horizont-Finderin, Mit-dem-Herzen-Zuhörerin, Autorin und vieles mehr.

Ich bin Fan von: Ehrlichkeit, Respekt, Wertschätzung, geistigem Austausch, Verbundenheit, Wachstum, Weiterentwicklung, Zuverlässigkeit, Kampfgeist, Menschen, die offen, vorurteilsfrei und begeisterungsfähig sind.

Ich liebe meine Wahl- und Blutfamilie, Eiscreme, Fahrtwind, meinen 1er BMW, IKEA, den Geruch von Pappellaub im Herbst, Musik, Literatur, Psychologie, mein Leben und meine Arbeit. Nicht immer in dieser Reihenfolge.

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Will you remember me?

Was machst du, wenn der beste Freund zum ärgsten Feind wird!?

So ging es mir, als mein Dad starb. Und der Freund, von dem ich hier rede, war Musik.

Musik wurde zu meiner persönlichen Hölle.

Jede Musik. IMMER und völlig egal in welchem Kontext.

Ich hatte Angst vor ihr.

Musik war in meinem limbischen System so alternativlos mit meinem Vater verknüpft, dass ich nicht atmen konnte, wenn irgendwo Musik lief.

Und manchmal wollte ich das auch gar nicht.

Musik wurde zu einem meiner gefürchtetsten Trigger.

Aber auch mein zuverlässigster Türöffner, wenn ich fühlen wollte.

Mein Dad liebte Musik. Ich wuchs in einem Haushalt auf, in dem es niemals still war – und ich meine damit nicht unser lautes Kindergeschrei und -gelache.

Mein Vater spielte als Kind Geige. Und obwohl ich ihn niemals drauf hab spielen hören, war sie ein Schatz, den er sein ganzes Leben hütete. Als junger Mann in den 70ern war er DJ auf Pfarrei-Parties und baute aus einem Bausatz eine elektronische Heimorgel von Böhm, auf der ich dann mit 5 anfing unterrichtet zu werden. Wenn wir im Auto unterwegs waren, ließ er uns immer Song und Interpret raten.

Wie gesagt, Musik war in meinem limbischen System alternativlos mit meinem Vater verknüpft.

Eigentlich was Wunderschönes. Bis er starb und ich versuchte, Musik aus dem Weg zu gehen, weil sie mich an Dinge erinnerte, an die ich in damals nicht erinnert werden wollte.

Ich erinnere mich noch an das Lied, das wir auf seiner Beerdigung gehört haben. Jedes Mal, wenn ich es jetzt höre, erinnert es mich an diesen absurden Moment in dem kleinen kalten Raum, in dem so viele Menschen um ihre Fassung kämpften. Und dann hatte Mom für die „my way“ von Frank Sinatra rausgesucht und für einen Augenblick ging ein Lachen durch die Menge – bevor dann die Tränen erst so richtig flossen.

Ganz ehrlich. Ich kann mir bis heute nicht erklären, wie ich das alles überlebt habe.

Aber weißt du was? Das ist in Ordnung. Es ist normal, dass Musik und Erinnerungen miteinander verknüpft sind.

Im Falle meines Vaters, zeigt diese Verknüpfung nur, dass ich eine enge Verbindung zu ihm hatte und dass diese Erinnerungen wichtig und bedeutsam für mich sind. Aber ich verstehe aus tiefstem Herzen, was Flashbacks bedeuten, wie schnell und überwältigend sie sich anfühlen und wie sehr sie dich in die Handlungsunfähigkeit schubsen können.

Gib dir die Zeit, die du brauchst, um deine Gefühle zu verarbeiten. 

Ich bitte dich: Erlaube dir, traurig zu sein, den Schmerz des Verlustes wirklich und wahrhaftig zu spüren. Aber vergiss nicht, dass es auch in Ordnung ist, sich an die guten Zeiten zu erinnern und zu lachen. Du musst dich nicht schuldig fühlen, wenn du an ihn und seine Marotten denkst und dabei lächeln musst.

Nach einer sehr langen Weile, habe ich angefangen bewusst Musik auszuwählen, die mich an ihn erinnert. Obwohl es schmerzhaft war, hab ich mich ihm dann immer sehr nahe gefühlt.

Heute, 12 Jahre später, ist Musik kein Trigger mehr, aber es hat unendlich lange gedauert.

Mittlerweile hab ich zwei Playlists auf Spotify – übrigens öffentlich zugänglich – „on the road“ und „Paps“. Beide öffnen direkt die Türen zu allen Erinnerungen, die mich zu ihm führen und mich mit ihm verbinden.

Er ist immernoch da. Anders. Und doch so präsent als würde er nur gerade Urlaub machen und in ein paar Tagen wieder heim kommen.

Denn, um es mit den Worten von Michael Schulte zu sagen:

'Cause you live on, that's how it was meant to be.
There's so much life to live before I leave.
When I'm gone, will you still remember me?

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