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Frauen, Sex und Dissoziation

Frauen, die Sex und Gefühle trennen, können das, weil sie dissoziieren. Diese Fähigkeit ist eine Traumareaktion. Ohne Traumahintergrund kann das nur das Gehirn eines Kindes.

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Frauen, Sex und Dissoziation

Unbequeme Wahrheit

Frauen, die Sex und Gefühle trennen können, können das, weil sie dissoziieren. Diese Fähigkeit ist eine Traumareaktion. Ohne Traumahintergrund kann das nur das Gehirn eines Kindes.

Wenn es um die komplexe Verbindung zwischen Sex und Emotionen geht, gibt es Menschen, die scheinbar mühelos zwischen beiden Welten navigieren können. Für einige ist die Trennung von körperlicher Intimität und emotionaler Bindung eine Herausforderung oder schlichtweg ein „geht gar nicht“, während andere diese Fähigkeit leicht beherrschen und sich auch gerne mal hinstellen und sagen „Der beste Sex meines Lebens war mit Männern, in die ich gerade nicht verliebt war.“. Doch was steckt hinter dieser scheinbaren Leichtigkeit, Sex und Gefühle zu trennen? Die Antwort könnte in einem psychologischen Mechanismus namens Dissoziation liegen.

Was ist überhaupt Dissoziation?

Dissoziation ist ein psychologischer Begriff, der den Prozess beschreibt, bei dem eine Person ihre Gedanken, Gefühle, Erinnerungen oder Wahrnehmungen von sich selbst oder ihrer Umgebung trennt. Es ist im Wesentlichen ein Überlebensmechanismus deiner Psyche, der es ermöglicht, schwierige oder traumatische Erfahrungen zu bewältigen, indem du dich vorübergehend von ihnen (ab-)trennst.

Die Fähigkeit, Sex und Gefühle zu trennen:

Einige Menschen scheinen eine bemerkenswerte Fähigkeit zu haben, Sex und emotionale Bindungen voneinander zu trennen. Sie können intime Beziehungen eingehen, ohne tiefe emotionale Verbindungen einzugehen oder entstehen zu lassen, und fühlen sich nach eigenen Angaben dennoch wohl dabei. Diese Fähigkeit wird oft als Ergebnis von Dissoziation betrachtet. 

Trauma und Dissoziation:

Es gibt einen starken Zusammenhang zwischen traumatischen Erfahrungen und der Entwicklung von Dissoziation. Menschen, die schwere Traumata erlebt haben, können eine erhöhte Neigung zur Dissoziation aufweisen, da ihr Gehirn gelernt und vorallem trainiert hat, sich von schmerzhaften oder traumatischen Ereignissen abzutrennen, um das Überleben zu sichern. Der Schmerz ist zu groß. Das kann ich nicht aushalten, also spalte ich ihn ab, kappe die Verbindung zwischen Reiz und Reaktion und spüre einfach nichts mehr. So kann ich – also genau genommen nur mein Körper – wunderbar weiter funktionieren. Fühlen wird auf später verschoben, in der Hoffnung, dass später Ruhe und Sicherheit gegeben sind und ich das Fühlen nachholen und das Erlebte verarbeiten kann. Diese Fähigkeit ist großartig für Ersthelfer an Unfallorten, aber scheisse, wenn der Ort der Ruhe und Sicherheit und damit der Raum zum Fühlen-Nachholen nicht existiert. So bleibt das abgespaltene Erlebte im Körper gespeichert und kann sich später darauf auswirken, wie Intimität und emotionale Bindungen erlebt werden (können).

Entwicklung von Dissoziation:

Frühe Anzeichen von Dissoziation können bereits in der Kindheit auftreten, insbesondere bei wiederholten belastenden Ereignissen. Ohne angemessene Behandlung und Unterstützung können sich diese Muster im Laufe der Zeit verstärken und zu langfristigen Schwierigkeiten bei der Bewältigung von Emotionen in Beziehungen führen. Ein ursprünglich sinnvoller Mechanismus wird dann zu einem Automatismus, der uns nicht mehr dienlich ist.

Die Rolle der Dissoziation in der Gehirnentwicklung

Wir kennen sie alle. Die verträumten Kinder, die beim Spielen ganz in ihre eigene Welt abtauchen, Gegenstände sprechen lassen oder mit unsichtbaren Wesen sprechen.

Dissoziation ist in der Kindheit erstmal eine normale und gesunde Fähigkeit des Gehirns. Das kindliche Gehirn befindet sich noch in der Entwicklung und verfügt über flexible Mechanismen, um mit belastenden Situationen umzugehen und sich seinem Umfeld anzupassen. Dissoziation ist einer dieser Mechanismen, die es Kindern ermöglicht, vorübergehend der Realität zu entkommen, um sich selbst zu schützen, das Nervensystem zu regulieren und das Erlebte zu verarbeiten.

Gesunde Kinder flüchten sich in Fantasiewelten, um eine vorübergehende Erleichterung von Stress oder Angst zu erfahren und sich vor zu negativen Emotionen oder Bedrohungen zu schützen. Indem sie sich auf andere Aktivitäten konzentrieren oder sich mental von der Situation distanzieren können sie ihre Aufmerksamkeit von belastenden Ereignissen ablenken. In vielen Fällen tritt Dissoziation also bei Kindern als vorübergehende Reaktion auf schwierige, beängstigende oder stressige Ereignisse auf. Der Schutzmechanismus der Dissoziation verschwindet, sobald das Kind wieder Sicherheit und Unterstützung erfährt.

Wenn Eltern und Bezugspersonen die Bedürfnisse ihrer Kinder nicht aufmerksam wahrnehmen und angemessen reagieren, um ihnen Sicherheit und Unterstützung zu bieten, also wenn das Abspalten von überwältigenden Gefühlen bei einem Kind häufig auftreten muss, um sein Überleben zu sichern, wird Dissoziation zu einem unkontrollierbaren Automatismus, der genau in dem Bereich unseres Alltags ein Eigenleben entwickelt, in dem wir überleben mussten. In den meisten Fällen betrifft das unsere Beziehungen.

Wenn Dissoziation zum Problem wird

Die Gehirnentwicklung spielt also eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Dissoziation. Während des Entwicklungsprozesses des Gehirns in der Kindheit, können traumatische Erfahrungen und wiederholte Belastungen zu Veränderungen in der neuronalen Vernetzung führen. Das Gehirn vertieft und trainiert Mechanismen, um mit wiederholter Überlastung und Stress effizient umzugehen – und Dissoziation ist eine solche mögliche Reaktion.

In der frühen Kindheit ist das Gehirn noch äußerst anpassungsfähig und formbar. Wenn ein Kind traumatischen Ereignissen wie Vernachlässigung, Missbrauch oder Gewalt ausgesetzt ist, kann das Gehirn Schutzstrategien entwickeln, um mit diesen Überlastungen umzugehen. Bei der Dissoziation als einer dieser Strategien, schaltet das Gehirn vorübergehend Bereiche ab, die mit der Verarbeitung von Stress und Emotionen verbunden sind.

Auf neuronaler Ebene kann Dissoziation mit Veränderungen in bestimmten Gehirnregionen in Verbindung gebracht werden, insbesondere im präfrontalen Kortex und im limbischen System. Der präfrontale Kortex ist für die Regulation von Emotionen, Entscheidungsfindung und Problemlösung zuständig, während das limbische System eine Schlüsselrolle bei der Verarbeitung von Emotionen und dem Gedächtnis spielt. Traumatische Erfahrungen können die Funktion dieser Bereiche beeinträchtigen und die Fähigkeit des Gehirns zur Emotionsregulation und zum Umgang mit Stress beeinflussen.

Das heisst: Wenn Dissoziationen als Überlebensstrategie in der Kindheit nicht angemessen behandelt werden, können sie sich im Laufe der Zeit verstärken und zu langfristigen Schwierigkeiten bei der Emotionsregulation und der Bewältigung von Stress führen. 

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Veränderungen im Gehirn umkehrbar sind und dass Therapie und Unterstützung dazu beitragen können, gesündere neuronale Verbindungen zu fördern und neue Bewältigungsstrategien zu entwickeln, aber dafür muss man erstmal verstehen, was da eigentlich passiert und inwiefern der eigene Lebenstil dazu beiträgt, die Kerbe noch tiefer ins Holz zu schnitzen.

Wenn Sexualität zu Dissoziation führt

Kommen wir also zurück zu meinem Ausgangssatz: Frauen, die Sex und Gefühle trennen können, können das, weil sie dissoziieren. Diese Fähigkeit ist eine Traumareaktion. Ohne Traumahintergrund kann das nur das Gehirn eines Kindes.

Nehmen wir an, du bist ein Mann. Du hast eine Frau kennengelernt und bist hingerissen. Alles ist so schön unkompliziert und du kannst endlich einfach alles ansprechen. Im Zuge eines solchen wunderbar offenen Gesprächs kommt ihr auf das Thema Sex und Ex. Sie erwähnt regelmäßige One-Night-Stands. Du bezeichnest dich selbst als modern und aufgeklärt und denkst dir vielleicht nichts dabei, aber irgendwie ist der Sex mit ihr anders. Du liest meinen Artikel und fragst dich jetzt:

Woran kann ich erkennen, dass die Frau beim Sex in die Dissoziation gerät?

Vorweg schon mal: Es ist wichtig zu beachten, dass die Anzeichen von Dissoziation von Person zu Person variieren können und nicht immer offensichtlich sind. Manchmal sind sie sogar widersprüchlich und überhaupt nur zu erkennen, wenn mindestens eine der beiden Parteien ein Bewusstsein dafür hat, dass hier eine (Beziehungs-)Falle lauert und dieses Verhalten in und Verständnis von Sexualität gerade NICHT normal ist. Hier sind also einige mögliche Anzeichen und Verhaltensweisen, auf die du als Mann achten kannst:

  1. Emotionale Distanzierung: Wenn die Frau während des Sex emotional abwesend oder distanziert wirkt, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass sie beim Geschlechtsverkehr in die Dissoziation gerät. Quickies und Blowjobs sind dafür prädestiniert von Frauen als Vertiefung der Dissoziation benutzt zu werden. Auch Sex unter Alkoholeinfluss unterstützt den Mechanismus der Abspaltung.

  2. Körperliche Erstarrung oder Unbeweglichkeit: Dissoziation kann manchmal zu einer Art Erstarrung führen, bei der die Frau steif oder regungslos wirkt. Dies könnte darauf hindeuten, dass sie sich von ihrem Körper oder den aktuellen Ereignissen trennt. 

  3. Gedankenlücken oder Vergessen: Wenn die Frau nach dem Sex Gedächtnislücken oder Schwierigkeiten hat, sich an die Details des Erlebnisses zu erinnern, könnte dies ein Zeichen dafür sein, dass sie in einen dissoziativen Zustand geraten ist.

  4. Veränderte Reaktionen auf Berührung oder Stimulation: Du könntest bemerken, dass die Reaktionen der Frau auf Berührung oder sexuelle Stimulation ungewöhnlich oder verändert sind. Dies könnte darauf hindeuten, dass sie sich nicht vollständig mit dem Geschehen identifiziert oder sich von den körperlichen Empfindungen abschirmt. Eine typische Aussage ist dann, dass die Frau Schwierigkeiten hat, zum Orgasmus zu kommen oder das ein oder andere Helferlein braucht, um loszulassen. 

  5. Kommunikationsprobleme: Schwierigkeiten beim verbalen Ausdruck von Wünschen, Bedürfnissen oder Empfindungen beim Sex können ebenfalls auf eine Dissoziation hinweisen. Die Frau könnte Mühe haben, sich verbal auszudrücken oder sich mitzuteilen.

Es ist wichtig anzumerken, dass diese Anzeichen nicht immer eindeutig auf Dissoziation hinweisen und auch andere Gründe haben können. Es ist entscheidend, sensibel und einfühlsam mit der Situation umzugehen und die Frau nicht zu drängen oder zu überfordern, wenn Anzeichen von Dissoziation auftreten. Wenn du als Mann also unsicher bist, wie du ihr Verhalten einordnen kannst, unterbreche den Sex. Entschleunigung ist der Schlüssel. Dadurch gibst du ihr die Chance aus der Dissoziation zurück in den Körper zu kommen. Wenn du als Mann besorgt bist, dass deine Partnerin dissoziative Symptome zeigt, ist es wichtig, offen über die Bedenken zu sprechen und gegebenenfalls professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Fazit

Die Fähigkeit, Sex und Gefühle zu trennen, ist oft das Ergebnis von Dissoziation, einem psychologischen Mechanismus, der als Reaktion auf Trauma entsteht. 

Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Fähigkeit nicht unbedingt ein Zeichen von Stärke oder Überlegenheit ist, sondern oft auf tieferliegende emotionale Herausforderungen hinweist. Jeder One-Night-Stand, jede FreundschaftPlus, jede Situationship und vermeintlich freie sexuelle Begegnung trainiert die Dissoziationsfähigkeit deines Gehirns (und andere Dinge) und du zahlst einen hohen Preis für diese Fähigkeit – insbesondere, je länger du dieses Muster trainiert hast. 

Wenn deine Psyche und dein Nervensystem lernt, sich in Verbindung mit anderen Menschen sicher zu fühlen, verlernt dein Gehirn zu dissoziieren, was verbindungs- und emotionslose One-Night-Stands und jede Art von unverbindlichem Sex insbesondere für Frauen unmöglich macht. Durch eine angemessene Unterstützung kannst du aber grundsätzlich wieder lernen, gesündere Beziehungen zu dir selbst und anderen aufzubauen.  

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

1. Was ist der Unterschied zwischen Dissoziation und Abspaltung?

Dissoziation bezieht sich auf den psychologischen Prozess, bei dem sich eine Person von ihren Gedanken oder Gefühlen trennt, während Abspaltung eine spezifische Form der Dissoziation ist, bei der eine Person bestimmte Aspekte ihrer Persönlichkeit abtrennt.

2. Kann Dissoziation nur durch traumatische Ereignisse ausgelöst werden?

Obwohl Trauma ein häufiger Auslöser für Dissoziation ist, können auch andere Faktoren wie chronischer Stress oder Überforderung dazu führen.

3. Ist Dissoziation immer problematisch?

Dissoziation kann ein nützlicher Mechanismus sein, um mit traumatischen Erfahrungen umzugehen, kann aber auch zu Problemen führen, wenn sie übermäßig oder ineffektiv wird.

4. Können Menschen lernen, die Trennung von Sex und Gefühlen aufzulösen?

Ja, durch Therapie und Selbstreflexion können Menschen lernen, gesündere Beziehungen aufzubauen und besser zu verstehen, wo ihre Fähigkeit zur Trennung von Sex und Gefühlen herkommt und wie sie wieder Verbindung spüren können.

5. Wie kann man jemandem helfen, der unter Dissoziation leidet?

Es ist wichtig, einfühlsam zu sein und oft auch professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Therapeuten können helfen, individuelle Bewältigungsstrategien zu entwickeln, um mit den Herausforderungen umzugehen, die mit Dissoziation verbunden sind.

Es ist wichtig zu betonen, dass die Fähigkeit, Sex und Gefühle zu trennen, nicht als Maßstab für emotionale Gesundheit oder Stabilität dienen sollte. Oftmals sind hinter dieser Fähigkeit tieferliegende emotionale Herausforderungen und ungelöste Traumata verborgen, die professionelle Unterstützung erfordern.

Abschließend ist es entscheidend, Mitgefühl und Verständnis für Menschen zu zeigen, die mit Dissoziation im Zuge ihrer Sexualität zu kämpfen haben. Durch Aufklärung, Empathie und angemessene Unterstützung können wir als Partner dazu beitragen, dass Betroffene wieder gesunde Beziehungen aufbauen.

6. Ist Dissoziation dasselbe wie Multiple Persönlichkeitsstörung?

Nein, Dissoziation bezieht sich auf einen psychologischen Prozess, während Multiple Persönlichkeitsstörung eine komplexe Störung ist, bei der eine Person zwei oder mehr voneinander getrennte Persönlichkeiten hat.

7. Können Menschen mit Dissoziation in der Lage sein, gesunde Beziehungen zu führen?

Ja, mit angemessener Unterstützung und Therapie können Menschen mit Dissoziation lernen, gesunde Beziehungen aufzubauen und zu pflegen.

8. Wie erkenne ich, ob ich an Dissoziation leide?

Wenn du regelmäßig das Gefühl hast, von dir selbst oder deiner Umgebung getrennt zu sein, oder wenn du unerklärliche Gedächtnislücken oder Verhaltensveränderungen erlebst, ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um eine angemessene Diagnose und Unterstützung zu erhalten.

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